Warum entscheiden wir uns für oder gegen einen Job, eine Karriere?
Ich habe heute mit einer ehemaligen Kollegin telefoniert…sie ist Abteilungsleiterin und zusammen mit den Anderen die dort etwas zu sagen haben, ist sie eine Getriebene. Aber Spaß macht es ihr nicht und zufrieden ist sie auch seit Jahren nicht mehr..und die Freizeit? Naja….ist eben knapp…der Beruf nimmt viel Raum ein.
Diese Leiterin in einer Verwaltungseinheit, dann der Leiter einer technischen Abteilung, dann der Leiter einer Produktionseinheit…dann noch ein anderer Leiter einer anderen technischen Einheit…und meine bisherige Chefin in der Verwaltung…dann der Teamleiter Controlling und zu guter Letzt auch ich als Teamleiter…wir alle stecken oder steckten fest in einem Korsett aus Pflichterfüllung und Hamsterrad. Immer weiter…immer schneller….immer mehr…
Mein ganzes Leben ist geprägt von ausgeprägtem Pflichtgefühl und Disziplin, in dem Bewusstsein erfolgreich sein zu müssen…DAS hab ich als Kind eingebläut bekommen…Ich muss besser sein… immer und überall…es gab nur den Wettkampfmodus. Liebevolle Zuwendung gab es nur, wenn man seine Leistung gebracht hat, seine Aufgaben erfüllt hat. Ich brachte bessere Leistungen, also wurde ich mehr geliebt….brachte ich diese Leistung nicht ständig…war ich eine Enttäuschung und bekam es zu spüren.
Irgendwie zieht sich das mit dem Pflichtbewusstsein durch mein ganzes Leben. Ich weiß bis heute nicht ob mein Ehrgeiz anerzogen ist oder meinem Naturell entspricht…
Bis vor ein paar Monaten gehörte ich jedenfalls auch zu den Getriebenen, immer FÜR die Firma, immer das Beste geben…immer hart an der Leistungsgrenze und darüber hinaus…und es hat mir jahrelang auch richtig Spaß gemacht…irgendwie hab ich es nicht gemerkt – das Hamsterrad.
Ja klar – immer wieder hab ich schon wahr genommen, das kann doch nicht sein, jeder kennt mich nur unter Zeitdruck…im Laufschritt…immer im Stress. Ich hab mich manchmal über meine ständig gleichen Aussprüche über den Stress lustig gemacht…aber es nie als Bedrohung wahr genommen.
Das hat sich dann in 2017 rapide geändert und mit fast 51 Jahren (davon bereits 33 Jahre im Berufsleben) hab ich das Hamsterrad im letzten Jahr angehalten und bin ausgestiegen.
Für die Anderen dreht es sich allerdings weiter…und irritiert nehme ich zur Kenntnis, das ich schockiert bin, wie die Anderen sich zerreiben und es herunterspielen…für sich selber immer wieder Argumente finden, das es doch eigentlich gar nicht so schlimm ist.
Warum tun wir uns das an? Was treibt uns dazu immer weiter zu machen: Gewohnheit?, Sicherheit in dem Wissen gebraucht zu werden? Anerkennung? – neee die gibt es in der Regel nicht. Privilegien? Geld? ja – das ist schon wichtig…wer verzichtet gerade in der heutigen Zeit schon gerne auf Erreichtes.
Fakt ist: es war bisher meine beste Entscheidung mein Leben auf neue Füße zu stellen… so entspannt und friedvoll ist mein Leben geworden…das merke ich immer wieder wenn ich mich mit den ehemaligen Kollegen austausche… Ich bin bei mir selbst angekommen.
Eigentlich war es für mich immer die Befriedigung meine Arbeit bestmöglich zu machen. Für Probleme Lösungen zu finden und umzusetzen…so zu arbeiten, das alles reibungslos läuft.
Meine ehemalige Chefin hat mir heute geschrieben der Jahresabschluss sei ohne uns Beide „katastrophal“ gelaufen. Ja – das hab ich mir gedacht…wäre es nur einigermaßen gut gelaufen, hätten sie meinen Nachfolger ja nicht entlassen.