Kaffee-Genuss – ausgesetzt

Und während draußen die Welt seinen gewohnten Abläufen folgt, sich Drama an Drama reiht, sitze ich zuhause und versuche mich zwischen Homeoffice und Corona-Infektion hindurch zu manövrieren.

Mein Immunsystem durchläuft die Abwehr der verschiedenen betroffenen Stellen im Schnelldurchgang:

Fieber – check erledigt / Kopfschmerzen – check erledigt / Gliederschmerzen – check erledigt….so es folgt die 2. Welle:

Husten – check – in Arbeit / Schnupfen – check läuft auch / Müdigkeit – check auch da …was fehlt noch? ohhh Halsschmerzen …wie sieht es aus? – negativ, wir haben uns für den direkten Angriff auf die Bronchien entschieden…check – sehr wirkungsvoll.

Allgemein gesprochen geht es mir besser…aber ich bin noch müde und schlapp und seit Donnerstag kommen noch für mich unbekannte Erfahrungen hinzu…die finde ich jedoch sehr interessant, weil ich es mir überhaupt nicht vorstellen konnte, nichts mehr schmecken oder riechen zu können.

Witzigerweise kam es nicht auf einen Schlag, sondern wurde innerhalb eines Tages immer weniger, so das ich es erst gar nicht richtig bemerkt habe. Vormittags hatte ich mich zwar gewundert warum die genaschten kalten Nudeln vom Vortag so fade waren….und auch mein Gulasch am Mittag, mit den Nudeln zusammen, war irgendwie fade…nanu….da ist doch eigentlich sonst immer ganz schön viel Geschmack…Für den Abend hatte ich mir eine Pizza vom Italiener bestellt…da ich ja immer noch Corona-Positiv bin, wollte ich mir wenigstens zuhause etwas leckeres gönnen.

Die Pizza sah lecker aus: mit viel Mozzarella, Thunfisch und Zwiebeln…groß und knusprig….aber bereits nach 2-3 Stücken mochte ich nicht mehr….also ne – davon hatte ich mir ja echt mehr versprochen….hab mich noch beim Telefonat mit meiner Schwester darüber beklagt, das ich selten eine so schlechte Pizza von einem Italiener gegessen habe….

und als mein Husten immermehr zunahm, lutschte ich eins dieser Bonbons mit Honig…die Dinger mag ich gar nicht…der Honig schmeckt immer so unnatürlich und ist sehr präsent im Mund…und erst da hat es irgendwann Klick gemacht…das Bonbon war im Mund, aber vom Honig hab ich nichts gemerkt….Jetzt erst hab ich verstanden, mit meinem Geschmacks- und Geruchssinn stimmt etwas nicht. In der Küche hab ich eine frische Zwiebel aufgeschnitten – Nichts, in meinem Gewürzschrank hab ich die Nase in allerlei Gewürze gehalten – fast nichts zu riechen – ein Hauch von Nelken, eine Ahnung von Curry….das wars.

Es hat mich nicht erschreckt, hoffe doch, das sich ,wie 96% der davon Betroffenen, innerhalb der nächsten Woche alles wieder normalisiert und so lange nehme ich es als interessante Begebenheit. Immerhin bin ich Genussmensch. Ich liebe gutes Essen und leckeren Wein, Sekt oder Anderes (Okay – im Moment gibt es bei mir immer noch die Getränke ohne Alkohol – wegen des Blutdrucks, seit mittlerweile fast 2 Monaten)

Spannend finde ich jetzt die Frage: was Esse ich nun, wo ich es nicht schmecke. Mein erster Gedanke war: Super – ich kann auf die Süßigkeiten verzichten – dann nehme ich evtl. sogar noch 1-2 kg ab. Aber schon noch 1 Tag war klar – so einfach ist das gar nicht…ich meine nicht den Verzicht, sondern das, was ich durch den Hals bekomme. denn am Kauprozess ist ja auch der Geruchssinn beteiligt und der sagt unserem Gehirn dann, ob uns das schmeckt.

Fleisch geht gar nicht….ohne Geschmack/Geruch auf einem Sück Gulasch zu kauen, macht überhaupt keinen Spaß…das kann ich nicht zu Ende kauen und auch nicht runterschlucken. Auch gekochte Nudeln gehen gar nicht. Gekochte Kartoffeln auch nicht….aber was geht sind knusprige Bratkartoffeln (oder Röstkartoffeln aus der Heißluftfritteuse). Eintöpfe und Suppen gehen auch nicht….gebratenes Gemüse mit etwas Biss geht….Was wunderbar funktioniert sind die schwarzen Brotsorten mit Sonnenblumenkernen mit einem frechen Tilsiter belegt.

Alles was beim Kauen im Mund eine gewisse Struktur hat, den Zähnen etwas Widerstand bietet, das kann ich essen und auch schlucken…außer Fleisch. Und was interessanterweise auch geht, sind Süßspeisen…weil ich ganz leicht die Süße erkenne…es gab also gestern süße Pfannkuchen….und heute mache ich Milchreis. Denn als Mensch will ich ja nicht nur satt werden, sondern auch etwas Schönes haben.

Ich schmecke also salzig und etwas süß, rieche ganz leicht Gewürznelken und nehme die Schärfe von Pfefferminzöl wahr…und hoffe das sich bald alles wieder normalisiert.

Was mir WIRKLICH fehlt, ist der Geschmack meines Kaffees am Morgen….jetzt trinke ich das schware Gebräu und mit jedem Schluck suche ich den Geschmack und mit jedem weiteren Schluck bin ich enttäuscht….was fehlt mir doch dieser Genuss der ersten Tasse Kaffee am Morgen…schön heiß und die Finger um meine Lieblingstasse gewickelt…leicht schlürfend (bin ja alleine) und freue mich über den Duft und den Geschmack und dann kann ein Tag ja nur gut werden…jaaa so soll ein Morgen starten…

Bald wieder…ganz bald…hoffe ich

Hätte es nicht so bleiben können?

Und gerade als der Stress im Job und die Herausforderung mit meiner Schwester wieder beherrschbar wurde, kamen ja, so ganz nebenbei, auch schon meine eigenen kardiologischen Untersuchungen, die mich an 4 von 5 Werktagen immer wieder von Termin zu Termin trieben….jaaa so langsam wird es ….und am kommenden Montag hab ich zum vorläufigen Abschluß noch ein Herz-CT.

Samstag war ich dann endlich mal wieder richtig gut entspannt, weil ich nicht die gleiche Problematik mit dem Herzen habe, wie meine große Schwester….mein Lipoprotein A ist fast nicht nachweisbar…nur mein Cholesterin ist leicht zu hoch…alle anderen Blutwerte sind okay und auch mein Herz machte im Ultraschall keine auffälligen Purzelbäume (Verräter – warum versteckst Du Dich ausgerechnet jetzt)…nur der Blutdruck ist permanent, trotz Tabletten, viel zu hoch…es gibt also Neue Tabletten.

Den Samstagmittag war ich mit meiner Schwester in einem tollen Restaurant, in der Nähe der Reha und es regnete und stürmte – aber es war trotzdem ein toller Tag.

Mir ging es am Sonntag soooo gut, das ich morgens ins Fitnessstudio gefahren bin und am späten Nachmittag noch eine Walkingrunde absolvierte….man ging es mir gut – so richtig fit und kraftvoll, wie schon länger nicht mehr. Perfekter Ruhepuls.

Hätte es nicht so bleiben können?

Diesen Montag im Homeoffice lief es ganz okay, aber gegen Abend bekam ich Schüttelfrost und sehr starke Kopfschmerzen…Nanu – vertrage ich die neuen Tabletten nicht? In der Nacht taten mir alle Glieder weh – oder war es Muskelkater vom Fitness-Studio? Ich konnte es nicht einordnen – allerdings konnte ich die Nacht kaum Schlafen vor Schmerzen…konnte nicht liegen und war zu kaputt zum Stehen.

Morgens im Homeoffice fühlte ich mich dann zerschlagen und nach einem Telefonat mit einer Kollegin, hab ich dann vorsichtshalber einen Corona – Schnell-Test gemacht…tja – was soll ich sagen:

Das ist das erste Mal seit fast 3 Jahren das so ein Test bei mir positiv ausfiel…..Okay – jetzt hab ich tatsächlich auch ganz offiziell Corona. Fieber, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen und Schlappheit begleiten mich zu den täglich positiven Tests also seit 3 Tagen.

Inzwischen geht es mir wieder besser….aber noch nicht richtig gut. Ich arbeite weiterhin, habe aber nur 3/4 Tage – alles ohne Krankschreibung …aber ich schone mich sehr viel und mache nur das, was gerade am Nötigsten ist…den Rest der Zeit ruhe ich auf der Couch und Schlafen gehe ich auch sehr früh.

Na die restliche Woche schaffe ich so auch noch….hoffe das bis zum Wochenende alles wieder negativ ist…vorsichtshalber hab ich schon mal den Samstag bei meiner Schwester abgesagt. Sie hat bisher keine Symptome und auch die Tests sind negtiv- das soll auch so bleiben.

Fall ins Kommunikations-Loch

(Achtung – nur langweiliges Arbeitszeugs)

Was in den letzten 5 Wochen zusätzlich für eine Menge kleinerer und auch großer Dramen sorgte, ist mal wieder die noch extrem ausbaufähige Kommunikation von der Zentrale nach HH und noch viel schlimmer, auch innerhalb der Zentrale…und ich war der Bote, der in das Kommunikations-Loch fiel..

Nach erfolgreichem Durchlaufen aller Freigaben über die Zentrale, hab ich die ersten (und kompliziertesten) Jahresabschlüsse an die Wirtschaftsprüfer geleitet…so bitte schön – Ihr seid dran. Zu meinem Glück hat sich mein Lieblingsprüfer dieser Abschlüsse angenommen und mir nach ein paar Tagen eine erste Mail geschrieben…so hätten sie sich die Umsetzung der neuen gesetzlichen Vorschriften, die es erst seit dem 13. Januar 2023 gibt, nicht vorgestellt. Hmmmm – aber – so hab ich es schriftlich aus der Zentrale. Ja aber – ne – so geht das nicht…es hätte doch inzwischen eine Kommunikation mit einer übergeordneten Leiterin gegeben, und dabei wäre etwas anderes besprochen worden.

Echt jetzt? Also auf allen meinen dänischen Kommunikationswegen hab ich davon nichts mit bekommen…und ich übersetze jeden Satz, den ich noch nicht selber verstehe, mit Hilfe einer Übersetzungssoftware…da war aber auch nicht ansatzweise von einer Änderung im Procedere die Rede.

Der tolle Prüfer hab die Klärung übernommen mit seinen Vorgesetzten und unserer Zentrale und schon einen Tag später hab ich von ihm, über ein Teams-Meeting die inzwischen überprüfte Vorgehensweise Schritt für Schritt erzählt bekommen und gleich alles mit geschrieben. JA – so ergibt es Sinn…und ich kann es auch buchhalterisch begründen und nachvollziehen…na gut – bis auf die Kontenklasse…aber das ist Interpretations-Sache und ich beuge mich ohne große Gegenwehr, auch wenn ich es anders sehe. Das ist jetzt mein geringstes Problem.

Ich muss also eine Menge Dinge stornieren und Neu machen…für beide Gesellschaften…aber es wurmt mich, das ich nicht informiert wurde…ich hab an die entsprechenden Personen eine Mail verfasst und gefragt ob ich denn blind bin, oder ob die Info tatsächlich nicht bei mir gelandet ist. Das ich es aber gut gefunden hätte, die Änderung im Procedere ein wenig früher zu wissen, denn so hab ich viel Zeit vergeudet.

Die Mail hab ich aber nicht abgeschickt, erst nächsten Tag eine leicht entschärfte Version. Die Antwort kam prompt…also ich hätte doch Zugriff auf die Mail-Adresse und ich hab doch auch Zugriff auf den Chat, also sollte ich alle Infos haben und ja sorry das alles in Dänisch ist, aber sie würde sich bemühen, mir zukünftig alles in English zu schreiben.

STOPP – hier läuft etwas falsch…aus ihrer Mail konnte ich sehen, sie hat mich überhaupt nicht verstanden und ich hab es dann noch einmal klar gestellt, Welche Infos ich, auch auf Dänisch, verstanden und umgesetzt habe und ihr das Problem noch einmal erklärt.

Ihre Antwort…jetzt würde sie verstehen, aber diese komplizierte Anweisung kenne sie überhaupt nicht…sie würde das jetzt mit der entsprechenden Vorgesetzten klären.

Ein paar Stunden später gab es eine erneute E-Mail und ein Telefonat und die Teamleiterin meinte es tät ihr leid, ja diese neue Handhabung sei nie bis zu ihr gedrungen und wir müssen jetzt tatsächlich alle entsprechenden Gesellschaften noch einmal neu machen. Sie war fast den Tränen nahe, weil sie selber einige Firmen mit vielen dieser speziellen Buchungen hat und selbst alles neu machen muss.

Sie tat mir richtig leid und mein Ärger war auch schon längst verflogen, hab ihr das auch gesagt, das ich sie ja nicht alleine meine, immerhin gibt es noch andere übergeordenete Stellen,….denn damit hatte ich ja nicht gerechnet, das Informationen es nicht einmal innerhalb der Zentrale bis an die richtigen Stellen schaffen…oder sie sind in der Hektik der letzten Wochen einfach untergegangen.

Ich hab also Freitag im Homeoffice die Stille dazu genutzt, alles zu Stornieren, neu zu Berechnen, Gutschriften zu schreiben, neu zu Buchen, alles in unseren Arbeitslisten neu einzutragen, neu quer zu checken, andere Dinge dadurch neu zu berechnen und ebenfalls zu korrigieren, neue Nachweise zusammen zu stellen und erneut upzuloaden, die Umsatzsteuer-Abstimmungen neu durch zuführen und Korrekturen ans Finanzamt zu geben, also alles das, was ein braver Buchhalter so tun muss,…und das ganze dann am Ende mit den Ergebnissen der Wirtschaftsprüfer abzugleichen, mein dänisches Pendants über die Änderungen zu informieren, das die auch ihren Kram neu berechnen muss, damit wir es auf allen 4 Seiten richtig haben – CHAKA – jawohl jetzt passt alles.

Während ich die Teamleiterin während unseres Telefonats auf das erneute Kommunikations-Problem ansprach, leugnete sie ein Problem dieser Art…ich weiß nicht, ob sie es nicht sehen will oder sie, wenn sie es bestätigen würde, sich selber eingestehen muss, das strukturell etwas schief bei uns läuft….ist ja nicht das erste Mal.

Letztlich bin ich entspannt und zufrieden ins Wochenende gestartet…denn jetzt weiß ich, was bei dem Thema zu tun ist..und der Rest ist nur noch Konzentration und Fleißarbeit. Aber die vielen Überstunden, um im Januar rechtzeitig fertig zu werden, hätte ich mir allerdings schenken können.

Kleine Strategien

Das Bewegen in Menschenmassen fühlt sich für mich oftmals herausfordernd an…aber im Laufe der Jahre hab ich mir viele kleine Dinge angewöhnt, die mir das Leben leichter machen..und ich bin freundlicherweise gefragt worden, welche das denn sind.

Um es vorweg zu nehmen, ich habe keine Patentlösung dafür und auch nimmt es mir nicht meine Angst vor engen Räumen und vielen Menschen, aber ich kann damit mein Unwohlsein oftmals reduzieren, wenn ich den Situationen nicht ausweichen kann.

Allerdings ist eine meiner Hauptstrategien bewusstes Bewegen im „öffentlichen Raum“ und das heißt eben oft auch einfach: Vermeidung.

  • Ich gehe nicht in die Fußgängerzone, ins Kino, in ein Einkaufszentrum oder in den Park wenn ALLE Anderen es auch tun…ich nutze dann eher die frühen Morgenstunden oder die letzte Stunde bevor der Markt oder der Laden schließt. Ins Kino gehe ich erst, wenn der Film schon etwas länger läuft..ich muss nicht die Erste sein.
  • Wenn es trotzdem voll in der Stadt wird, nehme ich oft Seitenstraßen, die parallel zu den vollen Straßen entlangführen, auch im Einkaufszentrum, schlängele ich mich oft durch die Seitengänge.
  • Ich mache mich auf Gehwegen nicht klein – sondern groß. Wenn ich mich klein mache, werde ich nicht wahrgenommen und noch weiter an den Rand gedrängt. Mache ich mich dagegen groß und etwas breiter als ich bin und nehme RAUM ein, dazu hilft eine gerade Körperhaltung, nicht eng am Rand entlang laufen und zur Not die Ellenbogen ein wenig vom Körper abzuwinkeln….dann haben die meisten Menschen eher das Bedürfnis mir auszuweichen. Nicht weil ich etwas bedrohlich wirke, sondern es ist der natürliche Reflex des Menschen, nicht mit einem Anderen zusammen stoßen zu wollen (natürlich gibt es auch hier Ausnahmen)
  • Ich laufe vorausschauend und wenn ich sehe, das mir ein Schwung Menschen im Pulk entgegenkommt, und ich nicht ausweichen kann, dann kommt meine Hauptstrategie: Ich winkle fest meinen linken Arm halboffen vor meinem Körper an, so das die Hand leicht nach außen zeigt (in etwa wie ein Tänzer, der mit dem Arm seine Partnerin locker umfassen möchte)….und lasse die Menschen quasi an diesem Arm „abfließen“…so hab ich vor mir einen zusätzlichen Raum von ca. 20-30 cm geschaffen…und das ist genau dieser zusätzliche Raum, der bei mir meistens ausreicht, um nicht in Panik zu verfallen.
  • Zusätzlich nehme ich dazu die linke Schulter ganz leicht nach vorne, was mir einen sicheren Stand und damit auch emotional hilft mich dem „zu Stellen“
  • Das ist auch meine Strategie in Aufzügen, wenn ich es nicht vermeiden kann..meistens nehme ich jedoch die Treppe.
  • In Aufzügen und anderen engen Situationen versuche ich zusätzlich meinen Blick nach Oben zu richten und tief und bewusst zu atmen.
  • und wenn Menschen beidseitig an mir vorbei wollen…ich also durch einen Pulk Menschen hindurch gehen muss, denn nehme ich Beide Arme gleichzeitig nach vorne…ähnlich einem Schwimmer beim Brustschwimmen….so das sich die Fingerspitzen vorne fast treffen. Belustigte Blicke ignoriere ich…denn meistens funktioniert es…es hilft auch oftmals ein freundliches „sorry“ oder „kann ich bitte kurz…“
  • Wann immer es geht, hab ich einen festen Einkaufskorb dabei…den ich in jede Richtung als Abstandshalter einsetzen kann..nämlich immer dort, wo es mir gerade zu eng wird
  • natürlich hilft beim Schlange-stehen auch ein nettes Wort…ich bin ehrlich, ich warte meist zulange damit und dann bin ich schon zu angespannt und damit auch nicht immer so nett, sondern knurre eher.
  • In Cafes und Restaurants suche ich mir immer Plätze am Rand und immer so, das ich möglichst auf einer Bank sitze oder zumindest so, das der Rücken nicht zum Gang hin zeigt….Laufwege der Bedienungen meide ich ebenfalls.
  • Sitze ich in einem Gang um zu warten (z.B. im Amt oder Krankenhaus) und die Menschen gehen zu dicht an mir vorbei, nehme ich entweder meinen Korb und stelle ihn vor mir ab, wenn ich den nicht dabei habe, strecke ich meine Beine etwas weiter aus…behalte aber den Gang im Auge, möchte ja nicht, das jemand anderes über meine Beine stolpert.
  • und sollte sich jemand zu nahe bei mir hinsetzen und ich fühle mich eingeengt, dann wechsle ich auch schon mal den Platz
  • Im Büro ist der direkte Weg zu meinem Schreibtisch etwas verengt…dadurch bleiben die Kollegen schon vorher stehen und es weiß auch jeder das ich ein Problem mit Enge habe und die Kollegen reagieren entspannt, wenn ich mit dem Stuhl ein Stück zur Seite rutsche oder sie bitte, sich nicht an meiner Stuhllehne abzustützen, wenn ich darauf sitze.
  • ….es gibt noch einiges mehr…aber das sind nur so kleine Dinge…die mir oft kaum mehr bewusst werden…ich mache es einfach…

Wie gut das funktioniert hängt aber immer auch von meiner Tagesform ab…und manchmal funktioniert das alles gar nicht…vor allem nicht, wenn ich müde bin oder hungrig…wenn ich unter Zeitdruck etwas erledigen möchte auch nicht…es geht meistens richtig gut, wenn ich entspannt bin und mich bewusst darauf einlasse.

Und natürlich sind das auch Dinge die ich nur deshalb so flexibel einsetzten kann, weil ich alleine lebe und auf niemanden sonst Rücksicht nehmen muss…Wenn es mir zu voll wird im Supermarkt oder Restaurant dann gibt es eben etwas anderes zu Essen..und wenn der Park zu voll ist, dann fahre ich eben woanders hin oder auch wieder nach Hause…ich kann es nicht erzwingen …aber meistens kann ich ganz gut damit leben, auch wenn es sich stressig anhört…ich bin ja sowieso eher der Typ Einzelgänger und liebe meine Ruhe.

Entspannungs-Spaziergang

Entspannungs-Spaziergang

Im Job läuft es gerade auf Hochtouren und so hab ich mir am Dienstag einen frühen Feierabend gegönnt…ich brauchte Entspannung. Kurz vor Sonnenuntergang kam ich im Himmelmoor an, und hatte sooo einen tollen Sonnenuntergang bei eisigen Temperaturen und klarem Himmel.

Es war unglaublich – ruhig, windstill und himmlisch beruhigend…der Moor-See war im vorderen Teil gefroren.

Im weiteren Verlauf meiner Runde, direkt dort wo es einen phantastisch weitläufigen Blick über das Moorgebiet gibt, war die Torfschicht auf dem Wanderweg leicht gefroren und knirschte unter meinen Schritten….und das Rot der untergehenden Sonne war grandios:

und brachte mir geanu die Art von Erholung und Seele-baumeln-lassen, die ich gerade nötig hatte.

Es waren nur knapp 4,5km aber das genau zum richtigen Zeitpunkt….und nach dem Sonnenuntergang lief ich in der Dunkelheit die mir inzwischen so bekannten Wege. Das ganze Gebiet ist ja nur knappe 4 km von meinem Zuhause entfernt und ich liebe es immer noch dort die verschiedenen Wege entlang zu streifen. Es beruhigt mich und gibt mir eine schöne Zufriedenheit, wenn ich wieder zurück auf dem Parkplatz bin.

Ängste und Panik

Was für ein Wunderwerk der Natur der Mensch ist, merkt man erst, wenn etwas am Körper nicht mehr reibungslos funktioniert. Was Ärzte heute am Körper reparieren können ist schier unglaublich. Aber der Mensch besteht ja nicht nur aus Körper und so muss die Psyche auch einiges aushalten, wenn am Körper herumgeschnippelt wird.

Ich hatte bereits gelesen, das viele Patienten nach einer Operation am offenen Herzen, psychische Probleme bekommen können und auch Angststörungen nicht selten sind.

Angst an sich ist nichts Schlechtes, sie macht wachsam und vorsichtig und wird erst dann zum Problem, wenn die Angst vor etwas größer wird, als der Situation angemessen, in Panik mündet oder sich verstetigt.

Überrascht war ich trotzdem wie extrem schnell und intensiv sich bei meiner Schwester Panik und Angst breitmachte. Ich hatte seit der OP mein Handy immer in Reichweite, um jederzeit auf eine panische Nachricht oder einen Anruf reagieren zu können. Ganz alltägliche Situationen führten zu panischen Weinkrämpfen. Meine robuste und resolute Schwester war auf einmal ein Häufchen Elend.

Gut, dass ich die meiste Zeit im Homeoffice war, so konnte ich fast immer sofort reagieren und hab sie durch Zuhören, ruhiges Reden und positives Einordnen von Sachverhalten, die sie in ihrer Angst negativ ausgelegt hat, aus den Panischen Situationen heraushelfen können. Inzwischen hat sie auch mit der Psychologin in der Reha sprechen können..und seit 2 Tagen nun, sind die großen panischen Attacken vorüber…und als ich sie gestern besucht habe, sind wir ohne ihren Rollator spazieren gegangen und haben uns in die Cafeteria zu Kaffee und Kuchen niedergelassen. Beides war etwas, was ihr vor ein paar Tagen noch unmöglich erschien.

Wir hatten überhaupt einen tollen Nachmittag zusammen. Sie hat sogar schon wieder etwas zugenommen, die Augen sind wach und klar und sie plappert schon wieder munter drauf los…es geht also aufwärts, trotz der Schmerzen und Einschränkungen, die sie natürlich immer noch hat…aber die Wundnähte heilen langsam und sehen gut aus…und die REHA-Maßnahmen bringen erste Fortschritte, wie sich sie bewegen darf und zeigen, was sie schon alles wieder alleine machen kann, wenn sie bestimmte Dinge berücksichtigt.

Vor allem ist es wichtig, die Angst vor anderen Menschen und Bewegungen um sie herum, wieder zu verlieren….aber jetzt bin ich zuversichtlich.

Ich hatte vor mehr als 20 Jahren einen Bandscheibenvorfall im Lendenwirbelbereich und danach ca. noch 2 Jahre Angst, das mir irgendjemand beim Einkaufen oder Bummeln seinen Arm in den Rücken drückt oder mich schubst. Psychologische Betreuung gab es damals nicht…so hat es etwas länger gedauert, bis ich mich von dieser Angst befreien konnte. Na gut also klaustrophobisch war ich vorher schon und bin es ja immer noch…das ist leider nie weggegangen.

Aber ich habe Techniken entwickelt, die mir helfen, mich in Menschenmengen zu bewegen, (meistens) ohne in Panik zu verfallen…ich hab ihr gestern gezeigt und auch erklärt, was bei mir inzwischen automatisch abläuft, wenn mir Menschen zu nahe kommen, vor allem wenn sie mir zu eng entgegen kommen und ich nicht ausweichen kann oder beim Schlangestehen drohen zu dicht aufzurücken…das kann ihr für die Übergangszeit auch helfen, mit der Angst umzugehen. Ich kann inzwischen ganz gut damit leben.,

sportliche Herausforderung – Autobahn und Eumel

die letzten Wochen war ich oft auf der A7 oberhalb von Hamburg in Richtung Norden unterwegs…sehr oft. Das hat sich zum Glück jetzt auf 1x die Woche reduziert.

Auf jeden Fall fahre ich bis Kiel und seitdem meine Schwester zur Reha ist, biege ich dort von der A7 auf eine Bundesstraße ab und fahre weiter bis zur Reha-Klinik. Das sind jetzt pro Strecke 100km. Eigentlich ist das noch eine Entfernung, die mich nicht stresst…was es für mich aber so stressig macht, ich muss jedes Mal – immer noch – so einen blöden Corona-Test machen…und die sind sehr unterschiedlich.

Bei mir im Ort waren die in der Teststation unfreundlich und ich fühlte mich wie ein Betrüger, weil die bewiesen haben wollen, das ich ins Krankenhaus gehe um jemanden zu besuchen oder selber zum Arzt muss, um so den Test kostenlos zu bekommen. Soll ich mir erst im Krankenhaus eine Bestätigung holen oder wie? Wofür braucht man den Test denn sonst noch zwingend? und wer macht so etwas freiwillig sich ständig testen zu lassen…also ich jedenfalls nicht. Nach einmaligem Versuch, hab ich beschlossen dort nicht mehr hinzugehen.

In Kiel reicht es an den Teststationen aus, wenn man erklärt in welches Krankenhaus man möchte..füllt dafür einen Zettel aus und erklärt mit seiner Unterschrift seine wahrheitsgemäßen Angaben. Also gehe ich immer noch lieber dort zum Test, das sind nur 3km Umweg und geht schnell und zuverlässig und die sind nett…also stressfrei. Allerdings hat die eine Teststation am Wochenende nur bis 12 Uhr geöffnet und in der Woche bis 16 Uhr…die Andere in der Nähe, hat Mittags eine längere Mittagspause, hat dafür aber auch bis 18 Uhr geöffnet.

Ich muss also an einem Samstag zusehen, dass ich bis 12 Uhr den Test gemacht habe, sonst muss ich fast eine Stunde warten….und so hab ich für gestern geplant: 10 Uhr losfahren, dann bin ich um 11 Uhr in Kiel, Testen mit Warten vorher und nachher ca. 30 Minuten, dann die Sachen für meine Schwester besorgen: Obst und Snackgemüse, Süßigkeiten, Zeitschriften und einen neuen Eumel….ca 1 Stunde und dann noch 30 Minuten Fahrt bis zur Reha-Krankenhaus. Ankunft 13 Uhr.

Pläne sind gut und strukturieren den Tag.

Einen Stau hatte ich jedoch nicht eingeplant…und so stand ich dann völlig ungeplant zwischen Bad Bramstedt und Großenaspe im Stau. Also stand im Sinne von stillstehen. Wir haben uns brav alle sowas von vorschriftsmäßig aufgestellt, dass es eine perfekte Rettungsgasse gab und danach rollte gar nichts mehr. Außer den Feuerwehr-Fahrzeugen die nach ca. 15 Minuten mit großem Getöse und mit hoher Geschwindigkeit durch diese Rettungsgasse fuhr. Mit einigem Abstand kamen insgesamt 4 Fahrzeuge der Feuerwehr…aber zum Glück kein Rettungswagen.

Also hieß es Warten und das Einzige das lief waren mein Hörbuch (Brett Scott: „Cloudmoney – Cash, Karte oder Krypto: Warum die Abschaffung des Bargelds unsere Freiheit gefährdet“ super geschrieben und vor allem toll gelesen) und die Uhr.

Nach ca. 35 Minuten ging es dann endlich weiter….und mittels perfektem Reißverschluss-Verfahren kamen wir dann endlich auch an der Unfallstelle vorbei…wann und wie der Abschleppwagen vom ADAC dorthin gekommen ist kann ich gar nicht sagen…auch die Polizie war Vorort. Zum Glück war es wohl ein Unfall eines einzelnen Wagens und der hing schon am Haken, während ein junges Pärchen danebenstand und zusah.

Meinen strategischen Zeitpuffer, durch großzügige Planung, von 30 Minuten war damit aufgebraucht…wenn jetzt nichts mehr dazwischen kommt, klappt noch alles mit dem Test. Bis Kiel lief es dann auch gut… Einen Parkplatz vor der Klinik hab ich schnell gefunden…der war allerdings etwas schmal, so dass ich über die Beifahrerseite aussteigen musste…bin ja noch gelenkig – kein Problem. Also losgespurtet bis vor den Eingang der Teststation. Maske?…warum hab ich keine Maske in der Tasche…hab ich doch immer..grrrr…zurück zum Auto spurten – dort hab ich eine ganze Packung FFP2-Masken liegen…und wieder zurück joggen (sooo also Sprint haben wir schon mal geübt für heute).

Die Teststation war leer und es ging dann auch alles wie immer dort: nett, lustig und schnell und nach 15 Minuten hatte ich auch das Testergebnis auf dem Handy…da war es 11.58 Uhr. Prima.

Zum Einkaufen blieb mir nur noch 1/2 Stunde, anstatt 1 und in dem großen Einkaufszentrum war es voll…auch hier hab ich einen eher unbeliebten Parkplatz genommen, weil ein anderes Auto blöd schräg stand…aber ich passte gerade noch so rein…anstatt also zu Bummeln bin ich nur noch zielgerichtet durch den riesigen Laden, den ich mit seiner Aufteilung nicht kannte, gelaufen und bin dabei (gefühlt) hunderten Menschen ausgewichen, die dort die Gänge blockierten um sich gemächlich zu entscheiden.(2.Sporteinheit: Gehen, Stoppen, Ausweichen im Sauseschritt und dabei die Richtung nicht verlieren).

Interessanterweise waren die Kassen ALLE besetzt und so ging das echt schnell. Auf zum Auto und zur letzten Etappe…nun gemächlich über Bundes- und Landstraßen und um 13:02 Uhr war ich quasi pünktlich am Ziel.

Na klar hätte ich auch anrufen können, daß ich etwas später komme…aber das wollte ich nicht. So hab ich mich zwar etwas gehetzt, aber mich dabei nicht geärgert…ich hab es also sportliche Herausforderung betrachtet.

Über den neuen Eumel hat sich meine Schwester sehr gefreut. Ein „Eumel“ bezeichnet in unserer Familie ein kleines Plüsch-Kuscheltier, das man bekommt, wenn man z.B. ein neues Auto bekommt als Talisman, oder man eine Aufmunterung benötigt, wie bei einem Krankenhaus-Aufenthalt. Etwas, an das man sich klammern kann, wenn gerade Niemand da ist oder man sich alleine fühlt… der Eumel muss nicht niedlich sein..für die OP hatte ich ihr ein hässlich-Pinkfarbenes-Eumelinchen geschenkt…ich hab es die „Motivations-Zicke“ getauft und sie hat sich 2 Wochen an diesen Eumel geklammert.

Doch mit dem Wechsel vom Krankenhaus zur Reha, hat sie es entsorgt…das Teil hat seine Schuldigkeit getan und jetzt wollte sie daran nicht mehr erinnert werden. Nun hat sie einen süßen kuscheligen kleinen Stoffhund bekommen, mit riesigen Augen…der ihr jetzt bei der Genesung helfen soll.