innerer Widerstand

Bevor ich überhaupt die Ruhe finde, über das wirklich tolle Wochenende zu schreiben, ist eine Erkenntnis in mir herangereift, die ich nun auch in Worte fassen kann.

Die meiste Zeit in meinem Leben, habe ich einfach gut funktioniert…habe die Anforderungen erfüllt…alle Pflichten, die man mir aufgetragen hatte, habe ich immer erfüllt. Seit meinem 13. Lebensjahr Zuhause habe ich meine „Hausfrauen“-Aufgaben erfüllt, in der Schule war ich fleissig und erfolgreich. In der Lehre war ich beflissen und erfolgreich. Im Job war ich ehrgeizig, angepasst und erfolgreich.

Ich bin ausgesprochen pünktlich auf der Arbeit, halte mich an Termine, Absprachen und Deadlines…arbeite solange bis alles erfüllt ist. auch wenn es viele Überstunden bedeutet.

Im Turniersport war ich zu jedem Training da, habe nur extrem selten mal ein Training wegen Unlust abgesagt…ich war auch hier pünktlich und immer für meine Sportpartner da…und auch hier war ich mit Beiden (nacheinander) erfolgreich.

In Gedanken bin ich schon immer ein kleiner Rebell gewesen, habe andere Maßstäbe gehabt, Werte vertreten, die nicht immer Mainstream sind…dickköpfig und eigenwillig, ein typischer „Stier“ eben….aber ich habe funktioniert….immer pünktlich, immer fleißig, immer zuverlässig.

Und natürlich hab ich mit meinen verschiedenen Wechseln von Ehemann, Freunden, Partnern, Jobs ud 2 Bundesländern im Laufe der letzten 20 Jahre meine unangepasste Seite ausgelebt.Trotzdem bin ich das geblieben, was ich bin: zuverlässig, fleißig und pünktlich….auch wenn ich immer noch nicht weiß, ob es angeboren oder anerzogen ist.

Nach der langen Vorrede kommt nun das große ABER: Mit dem neuen Sport im Kajak-Verein verhält es sich anders…und es hat mich von Anfang an irritiert, da ich es selber nicht einordnen konnte. Ich mag das Kajak fahren sehr gerne. Allerdings muss ich für das wöchtenliche Training an einem bestimmten Tag in der Woche, zu einer bestimmten Uhrzeit an einem bestimmten Ort sein….und das widerstrebt mir…nicht nur ein bisschen, sondern ganz gewaltig.

Ich möchte gerne trainieren, aber es geht eben nur an dem Tag, zu der Uhrzeit…es gibt keinerlei Ausweich-Termin oder Uhrzeit…..und ich schaffe es einfach nicht….weil ich micht nicht derart in eine Vorgabe pressen lassen möchte…. das geht so weit, das ich körperlich mit Kopfschmerzen, Unlust und Müdigkeit reagiere.

Auch heute wieder hatte ich seit dem Mittag Kopfschmerzen und als es Zeit wurde von der Arbeit zum Training zu fahren, wurde ich ziemlich müde….ich war sogar im Verein mit einer Vereinskameradin verabredet…aber ich konnte nicht….ich WOLLTE einfach nicht….obwohl die alle nett dort sind und mir der Sport viel Spaß macht.

Nachdem ich das Training bei ihr abgesagt hatte, ging es mir minutenspäter wieder gut und gut gelaunt bin ich nach Hause gefahren, hab stattdessen eine Runde mit dem Rad gedreht und mich später um meine Bügelwäsche gekümmert.

Mit dem gleichen Mädel vom Verein hatte ich mich auf für eine Tour zu einem Sport-Ausstatter verabredet..bis sie anfing alles zu verkomplizieren: eine Woche früher als geplant, dann doch nicht, hat aber nicht wirklich abgesagt, doch jetzt nächste Woche, dann lieber einen anderen Laden, ob ich sie abholen kann, weil sie kein Auto hat….. ich bin innerlich zurück geschreckt…..ich glaub ich fahre doch besser irgendwann alleine dahin….das ist mir zuviel hin- und her.

Das Training ist nur einmal in der Woche für 2,5 Stunden….es sollte doch nicht so schwer sein, mich diesen einen Tag mal zusammen zu reißen und genau das zu tun, was die anderen auch tun….einfach pünktlich hinfahren und zuverlässig am Training teilnehmen….immerhin ist es ja eigentlich genau das, was ich wollte.

Die Erkenntnis des Tages: Mein innerer Widerstand gegen diesen „Termin-Zwang“ ist aktuell sehr groß….ob es allerdings nur an der zeitlichen Vorgabe liegt oder noch etwas anderes mit hineinspielt, kann ich nicht einmal sagen. Ich werde es weiter beobachten und noch keine Entscheidung treffen.