Junge Kollegin- Anspruchshaltung

Donnerstag hab ich mich mit meiner ehemaligen Kollegin Kim zum Abendessen in Hamburg getroffen…Sie arbeitet inzwischen schon 2 Monate nicht mehr bei uns und in ihrer neuen Firma läuft es nicht so, wie sie es sich vorgestellt hat….sie ist bereits nach so kurzer unzufrieden und sucht schon weiter. Soweit ist es nichts Ungewöhnliches…das passiert leider, das ein Wechsel keine Verbesserung bringt.

Ganz interessant finde ich jedoch ihre Auswahlkriterien….sie ist ja noch jung und muss sich erst noch beweisen, sucht sich ihre Jobs jedoch nicht so aus, das man eine Steigerung in ihrem Aufgabengebiet erkennen kann, sondern das 1. Kriterium ist die Bezahlung und das 2. Kriterium ist, das das Unternehmen einen großen Namen haben muss.

Sie hatte sich für einen in der Branche sehr großen und bekannten Namen entschieden, hatte den Vertrag unterschrieben und wollte ihn dann doch nicht antreten, obwohl bei Nicht-Antritt eine Vertragsstrafe zu zahlen war. Mittels einer ziemlich dreisten Lüge, ist sie aber darum herumgekommen. Der Job wäre international gewesen und sie hätte mit ihrem jetzigen Wissen gut drauf aufbauen können, hätte sogar innerhalb der Firma ins asiatische Ausland wechseln können, was sie auch gerne wollte…Die Bezahlung war jedoch nicht ganz nach ihrem Geschmack.

Sie hat dann einen anderen Job angenommen, mit einem höheren Gehalt, arbeitet aber nicht in dem Bereich, den sie gerne hätte und schon nach einem Monat ist ihr das Gehalt auch schon wieder zu niedrig und sie möchte weiter wechseln. Ihr Anspruch ist eine JÄHRLICHE Gehaltserhöhung von mindestens 10%. Was für ein Anspruch – Da bin ich dann auch einfach mal sprachlos.

Ich bin seit 36 Jahren im Beruf und na klar ist es heute einfacher mehr Geld zu bekommen, als vor ein paar Jahren…aber ich kenne das so, das mit einer höheren Erfahrung, Übernahme von Projekten, Übernahme von Verantwortung, im Laufe der Zeit das Gehalt steigt, dazu muss man den Vorgesetzten aber zeigen, was man alles leistet, das man sich kümmert und engagiert ist….

Na gut, außer man arbeitet für ein tarifgebundenes Unternehmen, wo Gehaltserhöhungen regelmäßig kommen und immer für alle gelten…aber da sind die Erhöhungen auch meistens eher moderat….das bekommt man in tarif-ungebundenen Unternehmen mit 1-3% Gehaltserhöhung dann auch oftmals…kann sich aber nicht darauf verlassen, das man jedes Jahr überhaupt eine Erhöhung bekommt.

Jetzt hat sie gerade eine Absage von einem prestigeträchtigen Unternehmen erhalten, weil ihr noch die Erfahrung fehlt und es fällt ihr schwer das zu akzeptieren. Ein anderes renommiertes Unternehmen bietet ihr einen Job an, den sie auch bei uns schon gemacht hat, mehr Geld bekommt sie dafür – aber sie will den Jobtitel nicht, weil ihr das nicht hoch genug klingt…aber für den Job gibt es nur den Titel. Einen Job als Teamleitung könnte sie in einer anderen Firma evtl. bekommen, den traut sie sich aber noch nicht zu (es fehlt ihr hier nicht nur an längerer Erfahrung, sondern auch an Selbstbewusstsein)

Ihren Gedankengängen zu folgen finde ich zwar interessant, kann ihre Sichtweise jedoch nicht verstehen…auch viele Antworten, die sie in Bewerbungsgesprächen gesagt haben will, finde ich erschreckend…aber vielleicht gehört das zur neuen Generation „Start-up“ auch mit dazu.

Ein Beispiel:

Frage: warum wollen Sie Teamleiter werden

ernsthafte Antwort: Weil ich zu faul bin, alles selber zu machen

Ich weiß nicht, ob das eine so optimale Antwort ist…ich hab noch einmal nachgefragt…das hast Du nicht wirklich geantwortet oder? Doch hat sie. Aber das hast Du als Scherz gesagt ja? – nein das war ernst. Angeblich wäre diese Antwort gut beim Fragenden angekommen…aber, das kann ich kaum glauben.

Nun gut, ich bin seit vielen Jahren in einem klassischen seriösen Beruf tätig, sie ist jung und das ist ein zwar nicht neues, aber innovatives Geschäftsumfeld….vielleicht ticken die jungen Chefs heute auch anders.

Ich hab ihr öfter während des Gesprächs gesagt, das ich solche Antworten bei der Suche nach neuen Mitarbeiten nicht hätte hören wollen…außer als Scherz, wenn die Atmosphäre beim Gespräch es zugelassen hätte.

Ich halte mal für mich fest: Ich verstehe manche junge Menschen einfach nicht und wundere mich über deren Anspruchsdenken.

10 Gedanken zu “Junge Kollegin- Anspruchshaltung

  1. Nicht ungewöhnlich, dieses Anspruchsdenken. Allerdings bezweifle ich, dass sie damit wirklich weiterkommt, denn die Auffassungen der Chefs haben sich nicht geändert: für Geld will man Leistung und ihre Aussage bedeutet das Gegenteil.
    Wahrscheinlich macht sie sich irgendwann selbständig 😉

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      1. Ich weißnicht, ob wir uns das wünschen wollen…hipp zu sein. Ich glaube auch, damit verdient man nichts. Vielleicht braucht die Jugend von heute (die ja bekanntlich bis weit in die 30iger geht) nur etwas länger, um das zu erkennen. 😉

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      2. neee – das sollten wir uns nicht wünschen…und ich finde es auch schlimm, wie sich viele heute verhalten…aber genau das haben eben auch schon unsere Großeltern und Eltern von den jeweiligen Jugendlichen gedacht…
        das war also nur meine Hoffnung, wie Diene auch, das die Jugend sind irgendwann auch darauf besinnt, das Leistung im Job eben auch mehr an Geld und Freiheit im Leben bedeutet 🌺🌼

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  2. Ähnliches beobachte ich auch bei dem Übeltäter. Er ist erst seit einem Jahr bei uns, hat arbeitsmässig noch nicht mit Ruhm bekleckert und eckt nicht nur bei mir immer wieder an.
    Und da meint er doch glatt das es gerade jetzt Zeit wäre, das er höher eingestuft wird 😂🤣
    🌈😘😎

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  3. Ja, die Jungen haben teilweise ein bemerkenswertes Selbstbewusstsein. Im Fordern sind sie gross, beim Durchhalten weniger. Ausnahmen bestätigen die Regel.
    Wir haben daraus gelernt und suchen in Zukunft eher Ü50 als U30.

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    1. Wenn ich das bei manchen sehe, wie die durchs Leben gehen, frage ich mich such, wie die 45 jahre im job durchhalten wollen. Andererseits hat bisher jede ältere Generation gedacht, die Jüngeren würden es nicht hin bekommen 😉😇

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