Als Kind hab ich immer schnell gesagt: das mag ist nicht und bekam regelmäßig die Antwort meines Vaters: „Bevor Du sagst, zu magst es nicht – probiere es wenigstens“. Also hab ich mich gezwungen etwas davon zu Essen oder zu trinken, um dann trotzig bei meiner Meinung zu bleiben: Das mag ich nicht.
Denn eigentlich ging es nicht darum, ob ich etwas mag oder nicht, sondern ob ich es will oder eben nicht.
Unser Vater war streng und so blieb das Prinzip „alles wird probiert“ nicht seine einzige Grundregel, aber schon eine sehr Dominante….vor allem wenn man bedenkt, das seine Kochkünste erst im Laufe vieler Jahre besser wurde. Auch als Jung-Erwachsene hab ich immer und überall das mir Dargebotene wenigstens probiert. Gelernt ist eben gelernt.
Aber irgendwann kam die Rebellion. Warum soll ich etwas probieren, das ich nicht probieren möchte. Damit war mein Argument ab sofort: Ich bin alt genug, um zu Entscheiden, das ich nicht probieren MÖCHTE“.
Und erst mit diesem Gegenspruch, konnte ich mich dem erlernten Zwang entziehen. Denn erst wenn ich mich der Doktrin meiner Erziehung entziehe, hab ich tatsächlich den freien Willen zu entscheiden, was ich mache.
Und was mache ich jetzt mit dieser Freiheit: in der Regel probiere ich heute gerne …aber eben NICHT mehr alles, z.b. möchte ich kein Pferdefleisch probieren oder wir waren mal in einem Restaurant wo es Klapperschlange und Krokodil gab….nein Danke – das reizt mich nun wirklich nicht…und wenn ich verwunderte Blicke ernte, das ich es nicht wenigstens probieren möchte, dann kommt wieder mein Spruch.
Die Frage die ich mir jetzt stelle ist, Hat die Erziehung meines Vaters jetzt gewirkt oder nicht? Also offensichtlich ja nicht, weil ich eben nicht alles versuche zu essen? Oder etwa doch, weil ich eben doch fast alles probiere…aber jetzt freiwillig?
Ich denke das ist nur mit einem „das kommt darauf an“ zu beantworten. Kommt darauf an, was er mit dieser Grundregel bezwecken wollte.
- Wenn er Gehorsam wollte, dann hat er ihn bekommen…zumindest solange, wie wir noch in seinem Einfluss-Bereich lebten.
- Wenn er uns zu selbständig entscheidenden Menschen erziehen wollte – naja – dann eher über Umwege
- Wenn er unsren Widerspruchsgeist stärken wollte – dann ist ihm das exzellent gelungen
Ich reagiere heute noch intuitiv auf jede Form von „Du solltest“ oder suggestiven Vorschlägen zuerst einmal mit sofortiger Abwehr. Aber zum Glück nur solange, bis mein Verstand den Sinn dahinter verstanden hat und dann kann ich mich über schöne Vorschläge freuen und sie auch übernehmen.
So zum Beispiel den Vorschlag, es doch einmal mit entkoffeiniertem Kaffee zu versuchen…um die Zeit morgens zwischen Tabletten-Einnahme und Kaffee zu überbrücken. Noch während ich mein Nein formulierte und aussprach, hab ich es sofort zurück genommen – das musss ich auf jeden Fall einmal probieren …und ja ich hab es versucht…gestern zum Frühstück.
Prima Idee – obwohl es die gleiche Kaffee-Marke ist, schmeckt er zwar etwas anders…aber gar nicht mal schlecht….JAAA – das ist eine wirklich gute Alterenative….
Ich denke man entwickelt früher oder später eine Meinung, ob richtig oder falsch bleibt dahin gestellt. Alle Welt ist jetzt auf Insektentripp. Ich habe nie welche probiert. Werde es auch nicht. Wenn auch alle Welt sagt, das ist gesund und lecker.
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hahaha jaaa – also Insekten MÖCHTE ich auch nicht probieren….den Luxus leiste ich mir auch hierbei….😉🌷
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Man soll nie, nie sagen 🤔
Krokodil z.B. hat mir in Kenia gut geschmeckt 😋
Die wurden übrigens auf einer Farm extra für den Verzehr gezüchtet 😇
🌈😘😎
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Absolut, ich sage auch nicht „nie“..wenn ich lust habe es zu probieren, dann werde ich es auch machen..🥂😇😉
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