Hamburg – Reeperbahn – 1.Teil

Die Führung über die Reeperbahn sollte um 16.30 Uhr starten.

Den ursprünglichen Plan direkt mit der Bahn bei mir quasi vor der Haustür zu starten, hab ich schnell wieder aufgegeben (die fährt nachts nicht) und auch vom P+R-Parkplatz in Pinneberg (da fährt aktuell ein Schienen-Ersatzverkehr)…also haben wir das Auto genommen und sind, wie wir es schon früher oft gemacht haben, auf den P+R-Parkplatz in Bahrenfeld gefahren….der kostest zwar inzwischen auch 2 EUR, aber das finde ich total okay.

Von dort sind wir dann mit S- und U-Bahn bis zur Reeperbahn gefahren…natürlich waren wir etwas zu früh….aber besser so als andersherum. Bei der Ankunft haben wir auch festgestellt es ist „Sommer-Dom“ also die Kirmes auf dem Heiligengeist-Feld….und mein Schwager äußerte den Wunsch später am Abend noch ein paar gebrannte Mandeln kaufen zu wollen. Die kurze Diskussion ob es dann auch eine Fahrt im Riesenrad (Schwager) oder Kettenkarrusell (Schwester+ich) werden soll…hat letztlich der Schwager gewonnen. Nicht weil seine Stimme mehr zählt….sondern weil meine Schwester sich etwas zu sommerlich angezogen hat, während der Tag beschloss Pause vom Sommer zu machen.

Aber jetzt erst einmal mussten wir unseren Tour-Guide finden. Ich hatte im Internet die Touren bei „Get-your-Guide“ gebucht und mittels der entsprechenden App auf dem Mobiltelefon auch bei mir. Das Wichtigste bei solchen Touren ist es ja, die Treffpunkte auch zu finden und dieser Anbieter macht das wirklich ausgezeichnet…

Letztlich wäre es eine richtig große Gruppe für den Rundgang über die Reeperbahn geworden, wir Drei, eine 6-7 köpfige gemischte Gruppe aus Ba-Wü und eine 12köpfige männliche Gruppe aus Köln. Letztere verspäteten sich und waren bei der Ankunft bereits gut mit Alkohl abgefüllt….ein Junggesellen-Abschied die bereits um 6Uhr Morgens in Köln in den Zug gestiegen sind und seitdem Party machten…

Aber schon nach ganz kurzer Zeit zerfiel die alkoholisierte Gruppe und zerstreute sich ..und am Ende der Tour waren nur noch 3 von denen dabei. Wir waren also ein zusammengewürfelte Gruppe und die war lustig und offen und es hat Spaß gemacht.

Unser Tourguide war bemüht die Infos lustig und spannend zu präsentieren, aber es gelang ihr nicht…manchen Menschen liegt es einfach nicht, andere zu unterhalten…sie war auch mit der Junggesellen-Gruppe leicht überfordert und stellenweise war es unnötig langatmig und langweilig, dafür hat sie aber gegen Ende der Tour wichtige Details einfach weggelassen, z.B. als der Schwager nach dem Star-Club fragte, zeite sie auf das falsche Haus und das es mal eine gutgehende Lidl-Filiale auf der Reeperbahn gab (darüber hab ich mal eine Reportage im Fernsehn gesehen) wusste sie überhaupt nicht.

Trotzdem hatten wir einen lustigen Nachmittag…waren dann aber auch froh, als die Tour nach mehr als 2 Stunden vorbei war. Es gab eine Menge Sex-Geschichten, dafür wurde der „Crime“-Teil schnell runtergespult. Ich würde so eine Tour gerne noch einmal machen….aber dann gerne mit einem anderen Guide…ich glaube einfach, das geht auch viel besser.

Als nächstes sind wir dann zu den Landungsbrücken gefahren…Das anvisierte Restaurant heißt „Captains Dinner“ und liegt direkt auf den Landungsbrücken am Dock 3. Draußen war alles voll besetzt aber drinnen gab es noch genügend Platz….von Innen wirkt das Restaurant wie ein Schiff….schmal und langgezogen..der Fisch war super lecker, die Bedienungen waren freundlich und zuvorkommend:

Genau so hatte ich mir mein Abendessen vorgestellt: Scholle mit Krabben und dazu gab es Kartoffelsalat. Wie fast immer haben wir beiden Mädels das Gleiche gegessen…manchmal erschreckt es mich, wie ähnlich wir uns, trotz aller Unterschiede in der Mentalität, sind….das war schon früher oft so, das wir uns das leiche Shirt, gleiche Kleid oder gleiche Handtücher gekauft haben…unabhängig voneinander ….und wir sind ja keine Zwillinge.

Nachdem Essen sind wir noch eine ganze Weile sitzen geblieben bis wir dann zum Dock10 geschlendert sind…auf zum Highligt des Tages der Hafenrundfahrt bei Sonnenuntergang…..

Mit dem Raddampfer….

Mit dem Raddampfer….

…nein nicht über den Mississippi im Süden der USA, sondern ganz corona-tauglich:  ganz nahe und in Deutschland: auf der Schlei…und natürlich hat die Schlei Princess auch einen Motor um uns zielsicher bis zur Schlei-Mündung und zurück zu schippern.

Ich hatte  Karten für die Schiffstour ebenso vor-reserviert, wie die Plätze am frühen Abend im Restaurant….weil ich befürchtet hatte, das wieder halb Deutschland auf dem Weg an die bekannten Küstenorte ist.

Kappeln ist hierbei zwar kein klassischer Küstenort, aber die Schlei ist ein 42km langer Meeresarm der Ostsee. Ob es sich dabei um eine Förde oder Fjord handelt ist laut Internet umstritten….ist mir persönlich aber egal. SCHÖN ist sie trotzdem.

Mit Schwester und Schwager hatte ich mich für 11 Uhr verabredet…um 11.15 Uhr sollte es bereits auf das Schiff gehen….Getreu der Devise „lieber zu früh – als zu spät“ und man ja nie weiß wie die Verkehrsverhältnisse unterwegs sind, hatte ich mehr als reichlich Pufferzeit für die Fahrt eingeplant:

7 Uhr aufstehen, 8 Uhr los fahren und vor der Rader-Hochbrücke (bei Rendsburg ) war  ich dann in einem ca. 10km langen Stopp-and -Go  Schleichmodus…und kam trotzdem bereits um 10:08 Uhr in Kappeln an….im Radio gaben sie gerade durch das an der Hochbrücke jetzt 12km STAU ist. Prima – wäre ich später los gefahren, wäre ich da voll drin gewesen ….so war ich zwar eine Stunde zu früh da, aber auch meine Familie, die ja von der anderen Seite kam, waren auch schon um 10.20 Uhr am Treffpunkt.   Hahaha – das liegt bei uns echt in der Familie….keiner mag zu spät kommen.

Also haben wir die Karten für das Schiff gekauft und uns sehr früh die Plätze auf dem Oberdeck  gesichert.

Norddeutsche  „Einheimische“ haben ja ein anderes Verhältnis zum Wind und zum Wetter im allgemeinen. Es war warm und mein Schwager war nur mit kurzärmliges Hemd und halblanger Hosen bekleidet. KEINE Jacke. Meine Schwester hatte  ein Sommerkleid mit freien Schultern und nur ein kurzes Strickjäckchen dabei…..ICH hatte ein ärmelloses Top und halblange Hosen an: ABER eine Sportjacke im Rucksack UND dazu noch Wind-Regenjacke ganz unten im Rucksack., dazu noch ein Schal..für den Fall aller Fälle war ich also gerüstet. Immerhin waren wir ja auf einem Schiff und so ein Fahrtwind kann ja auch mal kühl sein.

…und kaum hat das Schiff abgelegt, hat sich die Sonne auch längere Zeit verzogen und lt. Schwager ging ein leichter Ostwind…Wir auf dem Oberdeck waren ungeschützt und sogar meinem Schwager war ein wenig kalt….wenn er das schon freiwillig zugibt, war ihm wohl wirklich kalt….Ich zumindest war froh meine Sportjacke anziehen zu können..

Die Fahrt haben wir trotzdem genossen und bei Kaffee und Fischbrötchen geklönt und die Umgebung angeschaut….Das Schiff war nicht voll besetzt….auf dem Oberdeck saßen zwar an jedem der 6-8er Tische Personen, manchmal aber eben nur zu zweit Nur ein Tisch war wirklich voll besetzt…und die gehörten alle zu einer Familie. Auf den beiden anderen Ebenen waren nicht mal 1/3 der Tische belegt…

Das Personal war lustig und freundlich und die Fahrt hat Spaß gemacht…Zielpunkt: die Lotseninsel an der Schlei-Mündung. Hier haben wir Zeit für einen Landgang…aber das war etwas enttäuschend….nicht nur weil es auch dort sehr zugig und kalt war, sondern weil das Naturschutzgebiet komplett gesperrt war….beim nächsten Mal würden wir dann lieber den Landgang im Fischerdorf Maasholm machen….das wäre auch möglich gewesen…aber ich dachte ein Grundgang auf der Lotseninsel wäre schön….

Der Rückweg mit dem Raddampfer war dann wesentlich angenehmer, da der Wind nachgelassen hat und sich auch die Sonne wieder hervor getraut hat.

Den Rest des Nachmittags haben wir in Kappeln verbracht mit Softeis,  bummeln und etwas shoppen:  ich habe jetzt endlich auch einen echten „Südwester“…den hab ich im Angelladen am Hafen gekauft. Das tolle ist, der hat auch ein Bindeband unter dem Kinn, so das es auch bei Wind nicht gleich vom Kopf weht…hahahha so ein Ding wollte ich schon den ganzen Winter über haben, da ich ja doch oft bei Regen spazieren/wandern gehe. Mit dem Südwester ist nun meine Wanderausrüstung so ziemlich komplett.

Für den Abend hatte ich im „Restaurant am Hafen 19“ einen Tisch reserviert….wir haben draussen gesessen und hatten alle 3 etwas mit Fisch…Das Restaurant kann ich wirklich sehr empfehlen…Die Karte ist überschaubar, dafür hat uns alles geschmeckt was wir auf den Tellern hatten und der Service war einfach KLASSE.

Nach einem abschließendem Spaziergang an der Schlei entlang haben wir uns wieder in die Autos gesetzt und waren  uns einig: das war ein schöner Tag…

Südwester: ist ein robuster Regenhut aus wasserabweisendem Material. Die Besonderheit ist die breite Krempe die besonders im Nacken weit  über die Schultern  herunterreicht, so das der Regen nicht in die Jacke läuft….früher war es die klassische Kopfbedecktung der Seefahrer, zusammen mit dem Ostfriesennerz…ich kenne auch noch den Begriff des „Ölzeug“…