Babylonisches in Deutschland

Es gibt Ausdrücke in der deutschen Sprache ,die sind so sehr mit einer Region verbunden….gestern ist mir wieder mal so ein Ausdruck begegnet.

In einer Dokumentation über „Das Impfen“ gab es verschiedene Schauplätze in Impfzentren in NRW…..und als ein Mitarbeiter einen Impfling aufmunterte zu ihm zu kommen, da kam es dann: „Komma bei mich bei“ bestes Ruhrpott-Deutsch.

Mich haben in meinem Leben 3 Bereiche Deutschlands geprägt: Norddeutschland, Hessen und Westfalen…..den größten Teil meiner Kindheit hab ich am Rande des Ruhrgebiets gelebt.

Und obwohl wir ohne Mundart aufgewachsen sind, wurde unsere Art Deutsch zu sprechen ebenso vom Norddeutschen, wie vom Westfälischen geprägt…Später in Hessen wurde ich bei manchen Ausdrücken, die ich selbstverständlich benutzte, gefragt, woher der Ausdruck stammt.

Da ich mich aber nie ernsthaft damit auseinander gesetzt hatte, konnte ich oft gar nicht sagen, ob ein Begriff oder eine Redewendung nun aus Westfalen oder Hamburg kommt….Aber das: „komma bei mich bei“ ist so eindeutig…..ich hab es seeehr lange nicht gehört und musste laut lachen.

Nach ein paar Klicks im Internet kann ich nun tatsächlich ein paar weitere Ausdrücke, mit denen ich aufgewachsen bin, dem Ruhrpott zuweisen:

  • „mein lieber Scholli“ (Ausdruck des Erstaunen)
  • „von Höksken auf Stöcksken kommen“ (in den Themen springen)
  • „es plästert“ (es regnet)
  • „etwas verkasematuckeln“ ( etwas essen)
  • „egal ist 88“ (Ausdruck der Unzufriedenheit, wenn man auf eine Entscheidungsfrage mit „egal“ antwortet)
  • „ich geh mal nach dem Geschäft“ (ich gehe mal ins Geschäft)

Es gibt bestimmt tausende andere Ausdrücke, die den Ruhrpott symbolisieren….es sind nur die, die ich auch tatsächlich noch heute nutze….denn immerhin sprachen wir zuhause und auch in der Schule hochdeutsch mit nur sehr wenig lokalem Einschlag.

Erst viel später in Hessen fing ich an bewusst Ausdrücke aus dem Hessischen in meine Alltagssprache zu übernehmen. Aber ich bin weit davon entfernt auch nur eine dieser verschiedenen Mundarten Ansatzweise sprechen zu können…..es geht immer nur um einzelne Ausdrücke die ihren Weg in meine Sprache gefunden haben und sich dort auch richtig anfühlen.

7 Gedanken zu “Babylonisches in Deutschland

  1. 😂🤣
    Wenn ich mich mit meiner Schwester „so richtig unterhalte“ versteht kein Außenstehender ein Wort. Wir haben uns scheinbar in unserem Mädchenzimmer eine eigene Sprache zusammen gebastelt:
    Vater aus Schlesien, Opa aus Ostpreußen, Mutter in Münster geboren, Oma aus dem Ruhrgebiet, aber Familie aus Polen. Und dazu noch die Begriffe, die Kinder sich eben selbst ausdenken und keiner weiß warum 😉
    🌈😘😎

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      1. hahahaha….ja viele von uns haben die familiären Wurzeln in den früheren deutschen Ostgebieten…die Familie meines Vaters kam nach dem 2. Weltkrieg von Pommern nach Hamburg….und die Familie meines Ex-Mannes kam aus Ost-Preußen….deshalb hab ich einen nicht ganz so leichten Nachnamen 🤣😇

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  2. Dialekt ist fein. Ich habe eine Kollegin in London, wenn wir telefonieren wissen die anderen sofort, dass sie mich dran hat. Dann berlinern wir, was nur geht. Beide sind wir Brandenburgerinnen und es kommt so richtig die Sprache der Kindheit hoch, und auch das Spechtempo. „Dit is so toll, wa, da vasteht keena wat wir quasseln“. Ich sollte da mal wieder anrufen 😊

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    1. 😂 ja das glaub ich gern, das das dann niemand mehr versteht….Stimmt, ein Faktor beim Dialekt ist tatsächlich auch die Sprechgeschwindigkeit 🤔…daran hab ich gar nicht gedacht…
      Meine Schwester und ich reden beide sehr schnell…und wenn wir zusammen sind, ist das für Aussenstehende bestimmt auch echt anstrengend unseren Unterhaltungen zu folgen….😇😂

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