Alles braucht einen Namen

Wie richtig ich lag, das sich die Unzufriedenheit des Controllers verstetigt hatte, zeigte sich diese Woche.

Im Laufe der Woche hat er mir erzählt, das er am 1. Tag nach seinem Urlaub ein Teams-Meeting mit unseren oberen und obersten Chefs aus der Zentrale hatte. In der Tasche seine Kündigung und einen neuen Arbeitsvertrag…und wenn sich nicht jetzt endlich etwas ändern würde, würde er Beides Unterschreiben und fortgehen.

Überraschend für ihn, kamen die Zugeständnisse dann sehr schnell und damit auch die Genehmigung eine weitere Person für unser Hamburger Büro einzustellen. Er bleibt also und ist vorläufig zumindest froh, das er bleiben wird….so ganz geheuer war ihm ein Wechsel in ein „echtes“ Controlling dann doch nicht….

Unsere dänische Berufsbezeichnung ist zwar „Controller“, aber letztlich sind wir Buchhalter mit einem Teil des nachgelagerten operativen Projekt-Controlling. Also eigentlich weit entfernt von einem richtigen Controller.

Einer meiner Lieblingssätze lautet dann auch: Controller sind die natürlichen Feinde des Buchhalters.

Während ein Finanz-/Bilanzbuchhalter alle Geschäftsvorfälle ordnungsgemäß erfasst, ALLES was in Geldeswert dargestellt werden muss und bis auf 2 Stellen hinter dem Komma genau, um daraus die wirtschaftliche Lage mittels Gewinn-und Verlustrechnung (Ergebnis) und Bilanz (Vermögens-Schulden-Darstellung) für einen zurückliegenden Zeitraum / Zeitpunkt zu ermitteln, um so auch eine Vorschau auf die kommenden Zeiträume zu ermöglichen…Ausserdem dafür Sorge trägt, das alles immer und rechtzeitig zu gesetzlichen und internen Terminen fertig ist und das Geld immer fließt wo es fließen muss….

…ist der Controller dafür da, aus der Datenbasis der Buchhalter Budgetplanungen Nachzuverfolgen, neue Budgets zu Erstellen, mittels weiterer Daten aus dem Unternehmen, Rückschlüsse auf Produktivität, Auslastung der Produktionsmittel, Erfolg des eingesetzten Kapitals, Erreichung der Geschäftsziele, Marktanalyse und Neu-Ausrichtung des Unternehmens, zu ziehen, diese aufzubereiten und Handlungsvorschläge für die Geschäftsleitung zu präsentieren. Dabei kommt es dem Controller nicht auf den einzelnen EURO an.. Er rechnet im Großen Stil – in Tausendern.

Ich bezeichne mich daher auch weiterhin als Buchhalter und das steht auch in meinem deutschen Vertrag….aber in jeder meiner Mails und auch in Briefen steht „Controller“ unter meinem Namen….ein Umstand den meine ehemalige Chefin etwas pikiert kommentierte…immerhin hat sie dafür studiert.

2 Gedanken zu “Alles braucht einen Namen

  1. Da ich sowohl mit Buchhaltungsoftware als auch mit Business Intelligence Software zu tun hatte und auch selber mit Kunden Anforderungen an Management Cockpits und deren Datendimensionen besprochen habe, habe ich da einen kleinen Einblick in zumindest mittelgroße deutsche Firmen bekommen. Und dort ist es auch üblich, dass sich die Buchhalter als „im Controlling arbeitend“ bezeichnen.

    Meine eine Freundin, die glaube ich aktuell an der Entwicklung strategischer Kennziffern bei einem großen Unternehmen arbeitet würde sich hingegen nicht als „im Controlling“ arbeitend bezeichnen. Also das ist überall unterschiedlich und diese Chefin halt wohl besonders bedürftig nach Anerkennung.

    Und in den Mythen und Legenden in Partnerschaftsportalen mutiert gleich jeder Hansel, der mal eine Rechnung gebucht hat zum „Controller“ bei AMG oder Daimler 😉

    Oft bin ich froh nun eine schlichte Lehrerin zu sein mit überschaubarere Verantwortung. Die Egos gerade der Herren Controller sind schon auch manchmal schwer zu ertragen. Da hört sich „Dein Controller“ doch richtig nett an.

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    1. Stimmt – der Controller ist wirklich nett und hilfsbereit…eben kein typischer Controller
      Aus meiner inzwischen 36jähigen Berufserfahrung heraus, kenne ich nur wenige ausgebildete Buchhalter, die sich als „Controller“ erhöhen…denn die kennen den Unterschied.
      Ohne überheblich sein zu wollen, sind das oft die „Angelernten“, die nicht verstehen wie weitläufig die einzelnen Berufe voneinander abweichen…solche Menschen sind mir oft in Seminaren begegnet….
      jaaa um sich irgendwo zu präsentieren, klingt Controller viel besser, als ein schnöder Buchhalter zu sein….immerhin verdient ein studierter Controller wesentlich mehr, als ein Bilanzbuchhalter mit abgelegter Prüfung. Und dieser wiederum verdient wesentlich mehr als ein Debitoren-oder Kreditorenbuchhalter…👀 oder jemand der einfach nur in der Buchhaltung arbeitet.
      Mach Deinen Beruf nicht klein….Lehrerin zu sein verdient m.E. höchsten Respekt…meine Zahlen sind still, widersprechen, nicht und machen keinen Unfug 😎….ich könnte Deinen Beruf nicht ausüben…🌺🌺 Hab zwar auch für unsere Auszubildenden früher interne Schulungen gegeben…aber die waren da schon Erwachsen 🙂

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